Grundlagen für Südostasienreisende mit einem Bedürfniss
Hong Nam, zu Deutsch Wasserzimmer findet man hier in vielen Größen und Farben mit den unterschiedlichsten Kombinationen in ihrer Nutzung. Man nehme einen der folgenden Bestandteile und kombiniere beliebig:
- Pissoir
- Sitzklo
- Stehklo
- Dusche
- Wasserbottich
- Rektalbrause
- Massage vor, während oder nach Bedürfniserledigung
Das ganze gibt es dann in zwei Ausführungen: privat oder öffentlich. Die private Variante ist dann noch zusätzlich auf ca 2 qm beschränkt. Bevor wir uns weiteren Details und lokal üblichen Kombinationen zuwenden, beschäftigen wir uns zuerst mit der Basis des ganzen, der Ursache von allem, was da lebt und passiert: Dem Essen, speziell in Thailand, noch spezieller in Bangkok. Dies zeichnet sich durch zwei Besonderheiten aus, es ist…
- überall
- dauernd
Scheu vor Infektionen oder ein Drang nach dem bundesdeutschen Hygienestandard sind strikt zu vermeiden, wenn man hier die verschiedensten unerkennbaren (oder sehr gut erkennbar: ich empfehle Hühnerfüße) Genüsse geniessen will. Essen wird an jeder Ecke und in jeder Strasse angeboten. Neben den vielen Strassenküchen gibt es unzählige fahrbare Essensstände, inklusive Grill, Kühlschrank, Licht und angedockt ans Moped.
Essen kann man hier alles, was nicht bei drei auf den Bäumen oder kein Baum ist. Die Zubereitung findet dann immer zeitgerecht direkt nach Order statt. Beliebte und bekannte Gerichte sind die thailändische Nudelsuppe (das einzige Gericht, das in Thailand mit Stäbchen gegessen wird), Pappaya Salat und 1001 Arten von Spiesschen. Es gibt wahrscheinlich weniger Sterne am Himmel als Spiesschenarten in Bangkok.
Doch nun wieder zum eigentlichen Thema zurück.
Klar getrennt werden müssen öffentliche und private Wasserzimmer. Es ist selten, daß man in einer privaten Toilette eine Massage bekommt (ist sicherlich wahrscheinlicher in Frankreich). Es ist aber Standard für die besseren Diskotheken, großen Restaurants und Hotels.
Ich weiß leider nicht, ob in der Damentoilette auch ein solcher Service angeboten wird… stehe aber gerne zur Verfügung, email an mich!
Als Mann hingegen kann das ziemlich angenehm sein, je nach dem, wann nach dem Betreten der Bedürfnisstätte mit der Massage angefangen wird. Ich persönlich finde den allzu frühen Beginn doch eher störend, wenn ich meinen Liebling in der Hand habe und gleichzeitig eine chiropraktische Behandlung meiner Halswirbel stattfindet. Beides ist gut, entspannend sowieso, aber in Kombination leidet meine Multi-Tasking-Fähigkeit: “Krack” im Nacken heisst “Stop” in den unteren Gegenden. Wahrscheinlich eine natürliche Reaktion meines Körpers durch alte Gene: Wenn Dich jemand von hinten packt, werden alle Ausgänge gesperrt: alles bereit zum Weglaufen!!
Geht aber nicht, ich würde nur mit dem Kopf and die Wand und mit dem Dödel ins Pissoir rennen…
Findet die Massage jedoch beim Händewaschen statt, ist dies einer der schönen Momente hier in Bangkok. Natürlich muß man Massage mögen und wehren darf man sich bei der bereits erwähnten thaländischen Wasserzimmerkopfrolle auf keinen Fall. Ein Freund hat das getan und danach zwei Tage Nackenschmerzen gehabt. Also Jungs: schön entspannt, Lächeln nicht vergessen und entweder zusammenkneifen oder mit tapferer Lockerheit rein und geniessen! Danach gibt’s dann auch zur Belohnung heiße Baumwolltüchlein und natürlich einen Tip für den Masseur.
Oder dachtet Ihr, auch hier sind die ausschliesslich die Mädels am arbeiten?? Nöö! Das ist die Non-TUI Variante…
Nun zu etwas völlig anderem: den privaten WCs… WC ist sicher der falsche Begriff, denn in diesen kleinen Zimmern wird vieles multifunktional auf kleinstem Raum verwendet. Unser europäisches Bad entspricht hier eher einem mittleren Wohnzimmer.
Üblicherweise steht da ein großer Bottich oder eine gemauerte Wanne (Lendenhoch für mich), worin eine kleine Pastikschale schwimmt. Die ist eine Beispiel für multifunktionales: sie dient als Spülung für das Stehklo (man sucht meist vergeblich eine Spülung) und als Dusche: Ich bezeichne die Bewegung als “das schwebende Wasser”: man nehme eine Schüssel voll und schütte sich das ganze über den Kopf und/oder andere wasserbedürftige Körperteile.
Waschen wird so zu einem sehr interessanten Erlebnis, wenn man mit 3in1 vollgeschäumten Haaren und Augen blind im Bottich nach der Schale sucht, sie finden und dann auch noch das Wasser richtig platzieren muß.
Eine weitere Besonderheit sind die kleinen Wasserbrausen neben den meisten Toiletten (vor allem in ländlicheren Gegenden). Unerfahrene Neulinge suchen verzweifelt nach Toilettenpapier (soweit kein Unterschied zu daheim), finden es auch meistens (immer noch kein Unterschied), erfahren aber spätestens nach dem zweiten Besuch im Hong Nam, daß die meisten thailändischen Abwasserrohre solch zusätzliches Material nicht verarbeiten können (Unterschied: brennt mehr in den Augen als Domestos)…
Deshalb also die … ähm … Rektalbrause. Das Papier ist nur zum Abtrocknen gedacht.
[kurzer Ausflug: Das Toilettenpapier ist auch multifunktional und nicht NUR hierfür. Man kann hübsche, bunte, kleine Plastikboxen kaufen, in die eine Rolle gesteckt wird und das Papier als lustiges Fähnchen oben rausguckt. Dies stellt man dann zum Essen als Serviettenspender auf den Tisch. Fast so gut, wie unsere heimischen Häkelrückenablagehäubchen. Und ein Grund, warum es so wenig parfümiertes Toilettenpapier in Thailand gibt]
Meine erste Begegnung mit besagter Hinterndusche war dann auch entsprechend indifferent: Soll ich nun von vorne oder von hinten ansetzen? Wann bin ich fertig? Welcher Schaden bzw welche Sauberkeit ist zu erwarten?
Zumindest habe ich seitdem gelernt, eine Überschwemmung des ganzen Zimmers zu vermeiden.
Und ALLE Kleidungsstücke unter dem Bauchnabel auszuziehen und in sicherer Kopfhöhe aufzuhängen. Außer ich möchte Wäsche waschen…
Was den Begriff Überschwemmung betrifft, besteht eine gewise Diskrepanz zwischem der thailändischen und meiner Vorstellung. Ich denke, “Sintflut” ist eher ein Begriff, der einem beim thailändischen WC-Erstkontakt in den Sinn kommt. Die Dusche (manchmal vorhanden) sprüht direkt über dem Sitzplatz raus, Duschvorhänge sind hier unnötig und dementsprechend selten. Das ganze Zimmer schwimmt schon im Normalzustand und knöchelhoch, wenn ich drin war.
Letztendlich bewundere ich aber am meisten die hiesige unübertroffene Effizienz in der Anwendung des Wasserzimmerss. Eine thailändische Frau geht in normalem Tagesoutfit rein und kommt mit mindestens der gleichen Aufputzeffizienz einer europäischen Frau wieder heraus (zeitliche Aussagen sind hier nicht maßgeblich. Frauen sind ja bekanntlich NIE zu spät). Der Unterschied liegt hier in der Kennzahl “Effizienz pro Quadratmeter” und da kommen wir Europäer mit unseren wohnzimmergroßen Badeanstaltszimmern dann nicht mit. Auf keinen Fall ich selbst, bei mir ist das ja völlig egal, in welche Art von Hong Nam ich gehe, der Unterschied bleibt verschwindend gering.
Also!
Frohes Essen, Frohes Nachverarbeiten und -verabschieden, und denkt immer dran: Es gibt einen Ausweg aus der Toilettenpapierkrise!
PS: noch eine Notiz an die Mädelz: Wenn Euer männlicher Partner ein Stehpinkler sein sollte: schenkt ihm eine Hinterndusche, dann kann er wenigstens danach besser saubermachen (Bodenabfluss im Bad vorausgesetzt).